Prof. Dr. Siegfried Weichlein
Departement für Historische Wissenschaften Zeitgeschichte - Universität Fribourg

 

Aktuelle Informationen:

Publikationen 1992 - 2022 mit PDF: https://siegfriedweichlein.academia.edu/

 

Lehrveranstaltungen HS 2024 und FS 2025

HS 2024

BA-Vorlesung: Nationalstaaten und Nationalismus im 19. und 20. Jahrhundert

Mi 13-15

Zahlreiche Konflikte der Gegenwart haben ihre Ursache im Nationalismus. Diese Vorlesung zeichnet die Geschichte des modernen Nationalstaats und des Nationalismus im 19. und 20. Jahrhundert nach. Sie widmet sich in einem ersten Teil der politischen Geschichte seit der Französischen Revolution und der Entstehung der europäischen Nationalstaaten in mehreren Wellen. Im zweiten Teil stehen Kultur- und Sprachnationalismus, der Ethnonationalismus und der Nationalismus in Kultur, Musik und Literatur und im Alltag im Mittelpunkt. Die Vorlesung fragt schliesslich drittens nach dem Formenwandel des Nationalismus nach 1945 und nach postnationalen Identitäten.

Einführende Literatur:

Siegfried Weichlein, Nationalbewegungen und Nationalismus in Europa, 2. Aufl., Darmstadt 2012.

 

BA-Seminar: Geschichte des Palästina-Konflikts

Mi 10-12

Der Krieg im Gaza-Streifen ist tief in der Geschichte des Palästinakonflikts verankert, weist aber auch neue Kennzeichen auf. Anders als in früheren Kriegen und Intifadas steht nicht mehr die Besatzung nach dem Sechstagekrieg von 1967, sondern die Staatsgründung Israels 1948 und der Unabhängigkeitskrieg samt seiner Vertreibungsgeschichte der Palästinenser im Mittelpunkt. Der Holocaust und die Nakba, die Vertreibung der Palästinenser, stehen am Anfang des Palästinakonflikts 1948 und im Zentrum dieses Bachelor Seminars. Es behandelt schwerpunktmässig die Frühgeschichte des Palästinakonfliktes als Konfliktgeschichte zwischen jüdischen Einwanderern und Arabern bzw. Palästinensern. Gegenstand sind die verschiedenen jüdischen Einwanderungswellen, die Konflikte zwischen Juden und Arabern in den 1920er und 1930er Jahren, das Beziehungsdreieck zwischen Arabern, Juden und britischer Mandatsmacht bis 1947, der Unabhängigkeitskrieg 1948/49 und die gewaltsamen Vertreibungen der Palästinenser. Wie prägten die beiden Narrative des Holocaust und der Nakba den Palästinakonflikt seit 1948?

Einführende Literatur:

Benny Morris, 1948: Der erste arabisch-israelische Krieg, Leipzig 2023.

Pierre Haski, Une terre doublement promise: Israël-Palestine: un siècle de conflit, Paris 2024.

 

MA-Seminar: Europäische Erinnerungsorte

Di 15-17

Die Napoleonischen Kriege, der August 1914, das Massaker von Babij Jar 1941 und die Atombomben von 1945 sind genauso europäische Erinnerungsorte wie die Pariser Bastille, die Berliner Stalinallee, Verdun, die Alpen, Beethovens Neunte Sinfonie oder die Parole „Liberté, Egalité, Fraternité“. Die Erinnerung daran reicht weit über einzelne Nationalstaaten hinaus. Warum ist das so? Das auf Pierre Noras „Lieux de memoire“ zurückgehende Konzept der Europäischen Erinnerungsorte rückt die Ausweitung und den gleichzeitigen Bedeutungswandel der Erinnerung an materielle und immaterielle Orte von europäischer Relevanz in den Mittelpunkt. Europäische Erinnerungsorte stellen symbolische Schnittstellen zwischen verschiedenen Kultur- und Sprachräumen dar und verbinden sie. Ein breiter rezeptionsgeschichtlicher Ansatz, der über Texte und Gedrucktes hinausgeht, kann diese allmähliche kulturelle und nationale Ausweitung der Erinnerung nachzeichnen. Wie und wann entstanden europäische Erinnerungsorte? Welche Akteure waren daran beteiligt? Wie wandelte sich ihre Bedeutung im Laufe der Zeit?

Literatur:

Europäische Erinnerungsorte, Hg. von Pim den Boer, Heinz Duchhardt, Georg Kreis u.a., 3 Bde., München 2011-2012.

 

FS 2025

MA-Vorlesung: Geschichte der USA im 20. Jahrhundert

Di 10-12

Während die USA auf der internationalen Bühne im 20. Jahrhundert kontinuierlich eine Vormachtstellung einnahmen, kannte ihre Innenpolitik Diskontinuitäten, Krisen und Brüche, Rassengegensätze und zwischen sozialen Gruppen. Die Wirtschaft wurde zudem mehrfach völlig umgebaut. Diese Vorlesung stellt die Geschichte der USA im 20. Jahrhundert anhand von vier Schlüsseljahren und Wendepunkten dar: 1917, 1929, 1947 und 1979. In ihnen verdichtete sich der Wandel in Politik, Wirtschaft und Kultur. 1917 betraten die Vereinigten Staaten endgültig die internationale Politik, was vom Isolationismus der Zwischenkriegszeit unterbrochen, seit 1941 zum Kennzeichen der internationalen Ordnung wurde. Nach 1929 erreichte die Weltwirtschaftskrise in den USA ihren Höhepunkt und führte zum Umbau des politischen Systems und den ersten Anfängen des Sozialstaats im New Deal von Präsident Franklin D. Roosevelt. 1947 begann der Kalte Krieg. Der Antikommunismus wirkte sich massiv auf die nordamerikanische Gesellschaft aus und löste Verwerfungen, soziale Proteste und innere Reformen aus. Die zweite Ölkrise und die iranische Revolution 1979 beschleunigen den wirtschaftlichen Niedergang der Industriegesellschaft, den Aufstieg des Finanzkapitalismus unter neoliberalen Vorzeichen während der Präsidentschaft von Ronald Reagan und den Aufschwung der religiösen Rechten. Entlang der vier Schlüsseljahre wird die mehrfache Neukonfiguration von Politik, Wirtschaft und Kultur in den USA zwischen 1917 und 2001 nachgezeichnet.

Einführende Literatur:

Willi Paul Adams/Manfred Berg, Die USA im 20. Jahrhundert, 3. Auflage (Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Band 29), München 2012.

Jill Lepore, Diese Wahrheiten: eine Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika, übers. v. Werner Roller, Bonn 2020.

 

MA-Seminar: Das zerrissene Land: Italien zwischen Risorgimento und Faschismus

Di 15-17

Die innere Staatsgründung Italiens nach 1861 stiess auf Widerstand und löste zahlreiche Konflikte aus. Ein Ergebnis des Minderwertigkeitsdiskurses war die kulturelle Konstruktion des ‚Mezzogiorno‘. Gleichzeitig verschärften sich die sozialen Konflikte. Markantester Ausdruck der Opposition gegen den italienischen Zentralstaat war der Anarchismus. Auch der anfängliche Imperialismus Italiens in Afrika oder der Reformkurs Giovanni Giolittis seit 1903 schufen keine gemeinsame Klammer in der Gesellschaft. Der Erste Weltkrieg und seine Folgen trieben die inneren Spannungen auf die Spitze. Der mit extremer Gewalt durchgesetzte Faschismus Benito Mussolinis erbte diese Konflikte und versuchte sie ebenfalls mit faschistischer Ideologie und imperialer Expansion zu überwölben. Gewaltsame Repression ging mit Loyalitätsangeboten in Kultur und Ideologie einher. Dieses Masterseminar zeichnet die inneren Widersprüche im zerrissenen Italien und seine Mechanismen der Konfliktbearbeitung zwischen 1861 und 1945 nach. Für die Teilnehmer der Romexkursion ist die Teilnahme an diesem Masterseminar erwünscht.

Einführende Literatur:

Hans Woller, Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert (Europäische Geschichte im 20 Jahrhundert), München 2010.

 

Exkursion: Rom: Hauptstadt des Risorgimento und des Faschismus

Mi 15-17

Diese Studienreise geht in das Rom des ersten Nationalstaates zwischen 1861 und 1922 und des Faschismus Benito Mussolinis zwischen 1922 und 1943. Nach einführenden Sitzungen zur Geschichte der Stadt Rom im 19. und 20. Jahrhundert besuchen wir während der Exkursion Orte, an denen das liberale und das faschistische Italien in der Hauptstadt Rom anschaulich wird. Dazu gehören Beispiele aus der Architektur, Denkmäler (Nationaldenkmal Viktor Emmanuels II.), Stadtviertel (EUR) und Ausstellungen (Mostra Augustea von 1938 / Museo della Civiltà Romana).

Die Teilnehmerzahl ist auf 15 beschränkt. Die gleichzeitige Teilnahme am MA-Seminar „Das zerrissene Land: Italien zwischen Risorgimento und Faschismus“ ist erwünscht.

Termin der Exkursion: 28. April – 2. Mai 2025

Zur Exkursion gehören vier vorbereitende Sitzungen und eine Nachbereitung.

Die Sitzung zur Anmeldung für die Studienreise ist am Mittwoch, den 18. Dezember 2024, um 15:15 Uhr, Salle Jäggi.

News:

Siegfried Weichlein arbeit im Steering committee des 3. Transnationalen Forschernetzwerks "Global papacy. Catholicism in a devided world, 1945-1958", das ab dem 1. Januar 2022 für 5 Jahre von der Max Weber Stiftung mit 2,5 Millionen € gefördert wird.

Patterns in the History of Polycentric Governance in European Cities From Antiquity to the 21st Century. Herausgegeben von: Cédric Brélaz , Thomas Lau , Hans-Joachim Schmidt und Siegfried Weichlein, Berlin Boston 2024.

Sprache, Literatur und Kalter Krieg: Felder und Perspektiven in der historischen Forschung, in: Literatur und Kalter Krieg in der deutschsprachigen Schweiz. Hg. von Dominik Müller und Daniel Rothenbühler unter Mitarbeit von Corinna Jäger-Trees und Stefanie Leuenberger, Bielefeld Aisthesis Verlag 2024, 31-53.

Föderalismus und Parteien in der Bundesrepublik, in: Andreas Wirsching und Lars Lehmann (Hg.), Nationalstaat und Föderalismus. Zum Wandel deutscher Staatlichkeit seit 1871, Frankfurt a.M. Campus Verlag 2024, 215-231.

Das Verhältnis von Bund und Ländern im historischen Wandel seit 1949, in: Einsichten + Perspektiven. Bayerische Zeitschrift für Politik und Geschichte Themenheft 2024: 75 Jahre Grundgesetz, München 2024, 22-30.

Gastbeitrag „Holocaust und Nakba – doppelte Traumatisierungen“, in: Freiburger Nachrichten 9.4.2024

Interview zu den Europawahlen in SRF 4 News, 10.6.2024

Ist die Demokratie in der EU in Gefahr?, in: Freiburger Nachrichten 12.6.2024

 

 

Prof. Dr. Siegfried Weichlein - Universität Fribourg - Departement Historische Wissenschaften - Zeitgeschichte - Av. Europe 20 - CH-1700 Freiburg - Tel +41 26 300 - 7998 - Fax - 9716
siegfried.weichlein [at] unifr.ch - Swiss University