Dieses Subprojekt im Rahmen des Gesamtprojektes „Transnationale Geschichte des Föderalismus im langen 19. Jahrhundert: Transfers und Verflechtungen“ analysiert die politische Ikonographie des Föderalismus im deutschsprachigen Mitteleuropa anhand von Karikaturen, Plakaten und Illustrationen. Es ist neben den bereits vom Nationalfonds finanzierten Subprojekten zum Transfer der Federalist Papers und Pierre-Joseph Proudhons das dritte Subprojekt im Rahmen des Gesamtprojekts. Sein Untersuchungszeitraum ist ebenfalls das lange 19. Jahrhundert, d.h. sowohl die Zeit vor den Nationalstaatsgründungen als auch danach bis zum Ersten Weltkrieg. Die populären Medien Karikatur, Plakat und Illustrationen werden als visuelle Interventionen in den Raum des Politischen gelesen. Politische Bilder arbeiten dadurch, dass sie andere – zumeist ältere – Bilder zitieren, umdeuten und politischen Sinn durch das Arbeiten mit Bildwissen generieren. Dieses Bildwissen ist ein Vorrat an visuellen Motiven, die aus der Geschichte, dem Tierreich, der Mythologie, der Religion u.a.m. Die bildliche Verfremdung des Föderalismus versetzt ihn in einen zeitlich und sachliche unterschiedenen Kontext und gibt ihm ein neues Narrativ. Politische Bilder wie Karikaturen, Plakate und Illustrationen generieren politischen Sinn und intervenieren visuell in ihrer Gegenwart durch ihre inhaltliche Ebene, aber auch durch ihre Einbindung in politische Handlungen wie Protest und Wahlkampf, was bei Plakaten besonders deutlich wird. Dieses Subprojekt analysiert die politische Ikonographie des Föderalismus synchron und diachron:

-        Auf einer ersten synchronen Ebene werden die föderalen Bildprogramme in der Schweiz und in Deutschland in den visuellen Medien untersucht. Welche Bildprogramme, Bildnarrative und föderal konnotierte Vergangenheiten werden visuell zum Thema? Deren Entstehungskontext und Verbreitung sowie die Rezeption der föderalen Bildprogramme stehen im Zentrum der Analyse. Gegenstand sind dabei auch die Referenz-Bildprogramme in französischen und britischen Karikaturen. Auf dieser Ebene rekonstruiert das Subprojekt die transnationale Bildsprache des Föderalismus und ihre Nationalisierung.

-        Auf einer zweiten diachronen Ebene fragt dieses Projekt nach dem Wandel und den Wendepunkten in den föderalen Bildsemantiken. In welcher Weise änderten sich die föderalen Bildprogramme mit der Revolution von 1848, vor allem aber mit den Nationalstaatsgründungen 1848 bzw. 1871? Welche neuen Motive und politischen Sinnfiguren drängten in den Vordergrund, welche verschwanden? Wie änderte sich das föderale Bildgedächtnis?

Bearbeiterin: Elisabeth Haas, MA

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